Anrufe zu 0180x-Servicenummern werden...
... richtig, teurer.
Damals, in der lange vergangenen Zeit vor der Einführung von Call by Call im Telefondienst, wurde die Gasse 0180 für Servicenummern im Shared-Cost-Verfahren eingeführt. Es gab Untergassen, zu denen Telefonate zum Ferntarif, zum Ortstarif oder zum Gespächsflattarif von einer Gebühreneinheit abgerechnet wurden. Bei den beiden letzteren Tarifen übernahm der Angerufene einen Teil der Kosten, sozusagen "Toll Free light". Das ist ja nun erstmal grundsätzlich eine gute Idee. Wobei natürlich diese Nummern damals schon teurer waren als die entsprechenden "richtigen" Tarife, weil es auf 0180x keinen Abend- und Nachttarif gab und gibt und man somit schon damals abends genauso viel bezahlt hat als wenn man das Gespräch unter der Woche zur Prime Time tagsüber geführt hätte.
Zusätzlich schlagen 0180x-Rufnummern im so genannten "Intelligenten Netz" auf, was bedeutet, dass die Anrufe auf solche Nummern schon damals sehr flexibel routebar waren und regional-, zeit- und auslastungsabhängiges Routing möglich war. Als weiteres Schmankerl für die Telco lässt sich der Verkehr zu 0180x sehr früh aussortieren, so dass größere Call-In-Aktionen sich höchstens selbst behindern können, nicht aber das ganze Telefonnetz lahm legen können.
Schließlich hat sich auf den Golfplätzen dieser Welt herumgesprochen, dass ein Unternehmen, das etwas auf sich hält, seine Serviceleistungen keinesfalls mit einer normalen Ortsnetznummer anbieten kann. Dabei ging es relativ schnell nicht mehr um die technischen Features, sondern darum, dass solche Sonderrufnummern eine "professionelle Aura" mit sich bringen.
Dann kam Call by Call. Und die Preise für Telefonate fielen ins Bodenlose. Das Telefonnetz wurde digitalisiert und die damals allein stellenden Features des "Intellienten Netzes" wurden auch für normale Ortsnetzrufnummern technisch möglich.
Was nicht fiel, waren die Preise für Verbindungen zu 0180x-Rufnummern. Und so ist es heute so, dass ein Gespräch zu einer der weit verbreiteten 01805-Rufnummern mit heute 12 Cent pro Minute rund das sechsfache von dem kostet, womit ein nationales Ferngespräch im preisgünstigen Call by Call zu Buche schlägt. Selbst wenn man die heute gültigen, unrabattierten Gesprächspreise der T-Com zugrundelegt, ist 01805 immer noch mehr als doppelt so teuer. Auch mit den "billigeren" zeitabhängig tarifierten Gassen 01801 und 01803 zahlt man heute regelmäßig mehr als im Call by Call zu einer normalen deutschen Ortsnetznummer - und zusätzlich hält die Telco noch beim Angerufenen die Hand auf.
Pikant ist natürlich zusätzlich, dass manche Telcos für die profitträchtigen 01805-Rufnummern sogar Provisionen an den Angerufenen ausschütten - aus "0800 light" ist also inzwischen "0900 light" geworden. Natürlich ist das Ausschütten von Anrufsprovisionen in der 0180-Gasse nicht erlaubt, was die Telcos natürlich nicht daran hindert, das trotzdem zu tun. Also tun sie es halt verdeckt, zum Beispiel in Form von subventioniert oder kostenlos abgegebener Callcentertechnik.
Nichtsdestotrotz erfreut sich 0180x bei den Entscheidern dieser Welt ungebrochener Beliebtheit. Kleine Fünfmannklitschen stellen ihre Supporthotline auf 0180x um, "weil es professionell ist", anstelle die entsprechende Hotlinedurchwahl der eigenen TK-Anlage auf das Bereitschaftsmobile umzuleiten. Ist mir doch egal, was der Kunde zahlt - hauptsache für mich ist es billitsch und es sieht "professionell" aus. Selbst auf Anfrage wird selbst bei so simplen Setups keine zum Normaltarif erreichbare Nummer offen gelegt, nicht einmal unter der Bemerkung, dass nicht garantiert ist, dass unter dieser Normaltarifnummer jemand erreichbar ist.
Und nun kommt Bewegung in die 0180x-Preise. Zum ersten Januar werden die Preise für 0180x erhöht. Ja, richtig, erhöht. Sprich: Es wird im Vergleich zu normalen Gesprächen noch teurer, die Servicehotlines von Unternehmen zu erreichen, die ihrer eigenen Darstellung nach professionell arbeiten. Ich weiß zwar nicht, was professionell daran ist, besonders teuer erreichbar zu sein und den Telcos beim Geld scheffeln zu helfen, aber das muss ich ja nicht wissen. Dafür gibt es ja Entscheider, die ihre Nase näher am Kunden haben als ein weltfremder Techniker.
Aber ein bisschen Schadenfreude habe ich ja: Die 0180x-Benutzer dürfen jetzt alle ihre Schriftstücke, Werbematerialien etc. einstampfen, denn bei den 0180x-Nummern muss ja dabei stehen, was die Verbindung kostet. Und diese Zahl ändert sich zum ersten Januar. Und sie ändert sich nach oben. Vielleicht stürzen sich ja die Abmahnvereine darauf.
Comments
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Marco Gabriel on :
der artikel ist provokant, sachlich aber nicht ganz richtig.
01805er werden um 2 cent / minute teurer, von 12 auf 14 cent (rechnet man die mwst-erhöhung raus, bleibt noch ein aufschlag von 1,6 cent).
bei 01801er fällt die nebenzeit weg (bisher 2,5 cent/min), dafür wird die hauptzeit (zu wenig) billiger. bisher 4,6 cent, dann 3,9 cent.
bei 01804er nummern fällt der preis von 24 auf 20 cent pro verbindung, wird also sogar billiger.
01802 und 01803 bleiben wie bisher.
was du allerdings in keinem wort erwähnst: diese preise sind telekom-preise und gelten für gespräche aus dem in das telekom-netz. wird die 0180x nummer jedoch bei einem anderen netzanbieter terminiert, sind diese preise eh hinfällig weil irrelevant. es gelten die preise des jeweiligen netzanbieters. deshalb müssen auch die entsprechenden preise von jedem dienst noch mal explizit erwähnt werden - denn als nutzer/anrufer kann man nicht feststellen zu welchem anbieter man geroutet wird, wo und zu welchem preis das telefonat terminiert wird.
Marco Gabriel on :
tippfehler: "aus dem in das telekom-netz" sollte heissen "aus dem eigenen in das telekom-netz"
Martin Hoffmann on :
Die Erhöhung der Preise für 0180x hat auch ihr gutes. Habe gerade von meinem Provider eine Mail bekommen, dass sie alle ihre Telefonnummern auf gewöhnliche geographische Nummern umstellen.