Sitzordnung
Über die Sitzordnung auf formalen Feiern soll schon so manche Ehe noch vor ihrer Schließung zerbrochen sein. Zu unterschiedlich sind die Kriterien, die man bei der Aufteilung seiner Gäste auf verschiedene Tische ansetzen kann.
Zuallererst muss man natürlich wenigstens ungefähr wissen, wieviele Gäste kommen und wer kommt. Das Publikum zu kennen macht die Aufteilung der Sitzordnung einfacher. Auch die Location sollte man kennen und wissen, wie groß die Tische sind, die der Wirt zu stellen bereit ist. Daraus ergeben sich oft schon klare Gruppen, die man zusammen setzen kann.
Meine Eltern haben mir erzählt, dass es unter den "oberen zehntausend" üblich ist oder war, die Gäste bunt durchzumischen und selbst Ehepaare voneinander zu trennen. So bekam man damals einen Tischherren oder eine Tischdame zugewiesen, mit der man sich dann den Abend über unterhalten konnte oder musste. Das hat sicher in vielen Situationen zu neuen Bekanntschaften oder Freundschaften geführt, aber wenn man kein Meister im Smalltalk ist oder die Chemie mit dem Nachbarn einfach nicht stimmt, kann so ein Abend auch gräßlich werden. Meine Empfehlung: Auf Geekveranstaltungen eher nicht machen.
Ich halte es aber auch für einen schwerwiegenden Fehler, die Gäste so in die Gruppen zusammenzusetzen, wie man sie eingeladen hat. Sprich, Freundeskreis A an einem Tisch, Freundeskreis B an einem anderen, die eigene Verwandtschaft dorthin, die andere Verwandtschaft da hin, die Kollegen dort. Eine so in eingefahrene Wege aufgeteilte Gesellschaft wird sich im allgemeinen nicht durchmischen, und man hat den ganzen Abend nur die üblichen Cliquen in jeder Ecke stehen. Für Stimmung ist das eher abträglich.
Ein klassischer Fehler ist übrigens auch, die 80jährige Urgroßmutter auf den Ehrenplatz in die erste Reihe direkt an der Tanzfläche zu setzen. Sie wird sich - zu Recht! - noch vor der ersten aufgelegten Platte über die zu laute Musik beschweren. Besser setzt man diejenigen, von denen man denkt, dass sie eher mehr tanzen werden, nahe an die Tanzfläche und bestuhlt den Raum eher so, dass die Ehrenplätze für die älteren, lärmempfindlichen Herrschaften in einem ruhigeren Bereich des Raumes sind. Das kriegt man mit etwas Fingerspitzengefühl (z.B. in der Dekoration) auch so hin, dass sie sich nicht abgeschoben vorkommen.
Wir sind auf unserer Hochzeit einen Mittelweg gegangen: Wir haben uns eingehend vorab mit den Gästen beschäftigt und haben sie so gesetzt, dass wir die üblichen Cliquen möglichst aufgeteilt haben. Trotzdem haben wir die Gäste so zusammengesetzt, wie wir dachten, dass sie sich etwas zu sagen haben. So saßen die Tänzer gemeinsam an einem Tisch, die Musiker ebenfalls. Dann saßen die "sonstigen Freunde" eher nach Alter zusammengemischt, und die jugendliche Verwandtschaft (bei der klar war, dass sie trotz unseres Aufwands mit Discjockey und Pipapo spätestens um Mitternacht in Richtung einer cooleren Location abdampfen wird) hatte auch ihren eigenen Tisch.
Pluspunkte bekommt man für organisatorische Maßnahmen, die die Gäste dazu bringen, miteinander zu kommunizieren. Dazu morgen mehr.
Comments
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raumfish on :
Superstark, tausend dank. Bitte mehr mehr und noch mehr davon, ich werde meiner süssen bald einen Antrag machen, und da kommen mir deine Überlegungen / Tipps gerade recht Bitte nicht aufhören, schreib alles auf für die Nachwelt