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3 Minuten Fußweg

Gestern wollte ich nach Weinheim, weil Herr W. aus S. dort über Datenschutz zu berichten plante. Also flugs Hafas gefragt, und die folgende Verbindung bekommen:

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 | Bahnhof                 |   An   |   Ab   | Zug Nr.  | Bemerkungen    |
 +-------------------------+--------+--------+----------+----------------+
 | TÜV, Mannheim           |        |  18:06 | Bus   61 |1.              |
 | Zielstr., Mannheim      |  18:08 |        | Fußweg   | 3 Min.         |
 | Boveristr., Mannheim-Kä |        |  18:11 | STR    5 |2. pY           |
 | Stahlbad, Weinheim      |  18:34 |        |          |                |
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 | Fahrzeit: 0:28;                                                       |
 | fährt nicht täglich, 25. Nov bis 12. Dez 2008 Mo - Fr                 |
 | Preisauskunft nicht möglich                                           |
 | 1.: Kurpfalzbrücke, Mannheim                                          |
 | 2.: Bahnhof OEG, Weinheim                                             |
 | pY: Oberrheinische Eisenbahn                                          |
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Das sieht ja durchaus nach einer brauchbaren Verbindung aus.

Ist es aber nicht. Denn die "drei Minuten Fußweg" haben es in sich.

An der Stelle, wo dieser Umstieg geplant ist, kreuzt die Friedrich-Ebert-Straße im Zuge der B38, eine von Mannheims Hauptausfallstraßen, die östliche Einfädelung der Riedbahn. Hier kann man sich die Situation von oben betrachten.

Die Bushaltestelle in der Zielstraße ist oben links knapp außerhalb des Bildes. Um nun die Stadtbahn zu erreichen, muss man zunächst, die Stadtbahnstrecke und die B38 unterquerend, die Zielstraße zurücklaufen und die Brücke der B38 per Treppe erklimmen. Währenddessen guckt man der Stadtbahn, die man eigentlich erreichen wollte, hinterher, denn der Bus war wie in Mannheim üblich zwei Minuten zu spät. Dann überquert man, neben der B38 entlanglaufend, die Brücke und quert die Riedbahn. Würde man hier die B38 ebenerdig überqueren, hätte man sein Ziel erreicht. Das ist aber (a) nur etwas für Lebensmüde, (b) verboten und (c) relativ solide abgesperrt.

Also läuft man die Treppe wieder herunter auf die Neustadter Straße und unterquert B38 und Stadtbahnstrecke ein zweites Mal. Dann kann man endlich das Eisenbahngelände (in etwa dort, wo man das Schild des Herstellers *LST*M erkennen kann) betreten, unterquert die Stadtbahnstrecke zum dritten Mal, um dann endlich auf dem Seitenbahnsteig in Richtung Käfertal angekommen zu sein.

Das ganze ist bei meiner - nicht langsamen - Gangart ein strammer Fußmarsch von zwei Minuten und knapp dreißig Sekunden. Sprich: Diese Zumutung, die das Verkehrsunternehmen als "Umsteigebeziehung" definiert funktioniert nur, wenn der Bus ausnahmsweise mal pünktlich ist. In meinem gestrigen Fall war die nachfolgende Bahn - natürlich - mit +5 unterwegs, so dass ich insgesamt knapp über zehn Minuten auf dem gemütlichen Bahnsteig warten durfte.

Und da wundert sich noch jemand, warum in dieser Ecke Mannheims nur mit dem ÖPNV fährt, der muß?

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Hans Bonfigt on :

Naja: Das sind die vorhersehbaren Folgen, wenn Technokraten Bahnhöfe planen.

Die Bahnhöfe in Bad Aibling, Bruckmühl und Kreuzstraße zeigen, daß es auch anders geht: Ebenerdig, effizient, sicher, preiswert, energiesparend. Und vor allen Dingen auch von Rollstuhlfahrern benutzbar.

Ganz im Gegenteil zu diesen versifften neuen S-Bahn - Millionengräbern mit unterirdischer Pißrinne^WUnterführung und Geländerlabyrinth.

Als Krüppel hat man da keine Chance, und besonders perfide finde ich es, wenn die für Millionen aufgebauten Hindernisse dann auch noch mit Aufzügen (die freilich schon vor der Inbetriebnahme durch die Unterschicht unbenutzbar gemacht werden) "barrierefrei" verschlimmbessert werden.

Und jetzt sage bitte nicht wieder, das liege am Eisenbahngesetz. Dann muß das eben ganz schnell ersatzlos gestrichen werden, wie der ganze andere Klapparatismus auch. Und das geht, Himmlers Nachfolger im Berliner Reichssicherheitshauptamt schafft soeben mit Wiefelspütz, Schaar und Konsorten das Grundgesetzz ab. Da sollte das Kippen irgendeiner Eisenbahnordnung das kleinere Problem sein.

Gruß Hans, der seit einiger Zeit konsequent über die Gleise läuft

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Der konkrete Fall ist eher der autogerechten Stadt der 60er und 70er geschuldet.

Die Bahnhöfe in Bad Aibling und Bruckmühl kenne ich nicht; Kreuzstraße wäre in der derzeitigen Form mit niveaugleicher Querung des Hauptgleises nicht mehr genehmigungsfähig.

Und wenn die Regelung, keine neuen niveaugleichen Querungen mehr einzurichten, in ihrer Generalität nicht sinnvoll ist, dann sollte man eine derartige Änderung auf den politischen Weg bringen.

Barrierefreiheit ist ein ähnliches Problem, und damit werde ich die Flames auf mich führen, aber wenn die barrierefreie Errichtung einer Zugangsstelle unbezahlbar teuer ist und der Zwang zur Barrierefreiheit dann bedeutet, dass die Zugangsstelle gar nicht errichtet wird, dann sind die Behinderten gleichgestellt als wenn es die Zugangsstelle gar nicht geben würde, und die Nichtbehinderten haben die Zugangsstelle auch nicht. Das kann es irgendwie nicht sein.

Thomas on :

Hast Du diese Erfahrungen dem Auskunftsbetreiber mitgeteilt? Viele Umsteigebeziehungen werden am grünen Tisch festgelegt, da nicht jeder überall Ortskentnisse haben kann.

So lange es kein Feedback gibt erscheint es dem Auskunftsbetreiber in Ordnung zu sein.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Meine Erfahrung zeigt, dass man in solchen Fällen am ehesten noch von Pontius zu Pilatus geschickt wird.

Herr W aus V on :

Da waer' es ja fast schneller gewesen, du waerest richtung Haltestelle Exerzierplatz gelaufen ...

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