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Kater Paul, 2001 - 2010-03-02

Paul war Sandras Kater. Und jetzt ist es meine traurige Aufgabe, so etwas wie einen Nachruf zu Editor zu bringen. Er verließ uns diese Nacht nach einer Krankheit, die wohl noch schwerer war als die Tierärzte und wir vermutet hatten.

Paul war ein freundlicher, liebenswerter Kater, der in vielen Punkten so gar nichts kätzisches an sich hatte. Wenn er sich freute, wedelte er mit dem Schwanz, er ließ sich leidenschaftlich gerne den Bauch kraulen (aber nur wenn Sandra in der Nähe war) und wenn es irgendwo in der Wohnung **pardauz** machte, war er wieder irgendwo heruntergepurzelt. Seine Krallen hat er nie so richtig eingezogen, so dass man ohne hinzugucken wusste, dass es er und keiner der anderen drei felinen Mitbewohner war, der gerade ins Zimmer kam.

Pelle hat er manchmal genervt, wenn er ihn unbedingt schmusen wollte und es dem großen grad nicht recht war, Kira war ihm eine beliebte Spiel, Schmus- und Sexualpartnerin und Murphy hat er mehrmals täglich ganz oben aufs Bonde gejagt.

Aber gesund, das war er eigentlich nie. Seit seiner Kastration von leichtem Übergewicht geplagt, pendelte er mehrfach jährlich zwischen "kotzt und frisst nicht" und "struvitinduzierte Blasenentzündung". An der Kotzeritis haben schon Generationen von Tierärzten herumdiagnostiziert, aber egal wieviel Geld in Diagnoseverfahren und Tests gesteckt wurde, heraus kam stets "Inappetenz, Vomitus, Ursache unbekannt", so dass es bei jedem neuen Tierarzt wieder auf "Mittel gegen Übelkeit und Antibiotikum spritzen, Ringer-Infusion, zwei Tage warten, gut" herausgelaufen ist.

So haben wir zunächst erstmal geseufzt, als Paulchen am Mittwoch vorletzter Woche morgens das letzte Mal ordentlich gefressen hat und uns dann im Laufe des Nachmittags den üblichen quadratmetergroßen übelriechenden See in den Flur gereihert hat. Leider war der Stammtierarzt im Urlaub, so dass wir die mobile Tierärztin aus dem Nachbarort zum Hausbesuch einluden. Die gab ihm die üblichen Mittel, diesmal allerdings ohne Besserung.

Am Sonnabend wiederholte sich das Spiel, mit dem Hinweis, wir sollten bitte am Montag, wenn er bis dahin nicht wieder fräße, in die spezialisierte Kleintierklinik fahren und zusehen, dass man ihm eine Magenspiegelung macht. Das taten wir dann am Montag, und am Mittwoch, also eine Woche nach dem Eintreten der aktuellen Krankheit, wurde Paul operiert. Die Tierärztin in der Klink hat uns noch gesagt, wir sollten uns bitte nich allzu weit entfernen, denn es könnte sein, dass wir eine schwere Entscheidung fällen müssen.

Dazu kam es dann jedoch nicht, denn es war kein Tumor und auch keine andere großartig erkennbare Erkrankung, sondern ein Darmverschluß durch einen Fremdkörper im Zwölffingerdarm. Der Fremdkörper wurde ihm entfernt, und er stellte sich dann als eine papierartig zerklumpte Substanz heraus, die der Tierarzt bisher auch noch nicht gesehen hatte. Wir vermuten, Paul hat ein Post-It gefressen und es nichtmal richtig gekaut.

Nach der Operation durfte Paul nichts fressen, was ihm schon am Tag nach der Operation nicht gefallen hat: Er wollte fressen, hat gebettelt wie ein großer und am Mittag musste ich noch meine Lasagne mit Waffengewalt gegen ihn verteidigen. Wir waren guter Dinge, als er am Freitag abend wieder essen durfte und das breiartige Spezialfutter zwar langsam und nicht vollständig, aber dann doch in der Katze verschwand. Sogar verhalten geschnurrt hat er, wenn man ihn gestreichelt hat.

Danach war es dann leider wieder mit dem Schnurren vorbei, denn Sonnabend und Sonntag ging es mit Paul dann wieder abwärts: Er wurde zunehmend apathischer und lag wieder so mitleiderregend in der Wohnung herum, dass es am Montag morgen wieder in die Tierklinik ging. Dort bekam er wieder eine Infusion (diesmal mangels venösem Zugang wieder subkutan) und Schmerzmittel, und mit einem neuen Termin am Dienstag nachmittag wurden wir dann wieder nach Hause entlassen.

Aber dazu kam es dann nicht mehr. Sein Herz hörte in den frühen Morgenstunden des heutigen Dienstags auf zu schlagen, und Sandra fand seine sterblichen Überreste um kurz nach sieben im Badezimmer. Wir hoffen alle, dass es wenigstens ein schmerzloser Tod war.

Ich hatte dann die traurige Aufgabe, seine sterblichen Überreste zusammen mit seinem Lieblingshandtuch und seinem Lieblingsspielzeug in eine Kiste zu verpacken und zu Tierärztin in den Nachbarort zu fahren. Ich hätte nicht gedacht, dass Autofahren mit Tränen in den Augen so schwer ist.

Was wir nie erfahren werden ist, woran er nun letztendlich gestorben ist. Die Summe aller Tierarztrechnungen beläuft sich dann doch auf einen höheren dreistelligen Betrag, und wir haben heute morgen gemeinsam beschlossen, das verbliebene Geld doch lieber in die Katzen zu stecken, die noch am Leben sind.

Paul wurde neun Jahre alt. Wir werden Dich nie vergessen.

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Kim on :

Oh, geez, guys. I know how hard this is to deal with. People tell you that it's "only a cat". I can assure you, these little furry angels are anything but "only".
A quote from my favorite book series: "Cats are cats . . . the world over! These intelligent, peace-loving, four-footed friends- who are without prejudice, without hate, without greed- may someday teach us something. -James Mackintosh Qwilleran" written by Lilian Jackson Braun (and don't you DARE argue that cats are greedy! They are just intelligently opportunistic ;-) huge hugs

Moss on :

Mein herzliches Beileid.

Einen Kater Paul, genannt Paulchen, hatte ich vor (m)einem halben Leben auch mal; er war mein allererstes Haustier.

Kann es sein, dass wir die selbe Tierärztin haben -- oder war’s die mobile mit dem Käsenamen?

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Unsere ist noch nicht lange unsere, wir sind eigentlich Stammkunden im Almenhof. Die Ladenburgerin hat auch noch eine "richtige" Praxis, macht aber auch Hausbesuche.

dyfa on :

Ich schicke euch einen riesengroßen Riesenseufzer und einen ganz dicken Knuddler aus München. Mein herzliches Beileid. Ich fühle mit euch. :'-(

Martina und Thomas on :

Wir waren zutiefst erschüttert und betroffen von Sandras Nachricht am Dienstagmorgen, hatten wir doch am Sonntag noch so viel Hoffnung in eine baldige Genesung des süßen Paulchens gesteckt. Wir sind in Gedanken ganz fest bei Euch und wünschen Euch jetzt ganz viel Kraft und ein wenig Trost, dass er für immer in Euren und unseren Herzen weiterleben wird. Wir werden immer mit einem Lächeln im Gesicht sein Näschen in Erinnerung behalten, dass sich rötete, wenn er aufgeregt war; oder seine Kommunikationsfreude, vor allem, wenn er sagen wollte: "He! Mir ist langweilig. Spielt mal mit mir!"; oder auch seinen süßen Blick, wenn er ganz oben im Kratzbaum in der Kuhle saß und nur sein Köpfchen hervorstreckte. Paulchen war ein ganz besonderer, toller Kater, den wir alle sehr vermissen werden. ;-(

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Ihr habt gut geschrieben, was ich vergessen habe. Vielen Dank.

Ich muss noch sein Lieblingslied mit ca. 483 Strophen erwähnen, das er immer dann in voller Länge sang, wenn ihm langweilig war, zuletzt in der Nacht von Freitag auf Sonnabend.

Monica on :

Oh Marc, Sandra, das tut mir fürchterlich leid. :-(

Ich fühle mit Euch, um diesen offenbar sehr besonderen Katz.

Treibholz on :

Mir schießt heute noch das Wasser in die Augen, wenn ich ein Bild von meinem Stanislaus finde. Und das ist immerhin schon 15 Jahre her, daß er überfahren wurde. Mein Beileid.

Princess on :

Ach Mensch, auch als Nicht-Haustier-Halterin kann ich nachfühlen, wie sehr ihr an ihm gehangen habt. Es tut mir echt leid. :-(

Nicole on :

Ohje, das tur mir leid...ich kann mit Euch fühlen. Meine Katze musste drei Wochen vor unserer Hochzeit eingeschläfert werden...ich bekam sie als ich 13 war! Sie wurde 17 Jahre alt und hat dadurch wirklich viiiiel mit mir miterlebt. So etwas ist immer ganz furchtbar. Ich denk an Euch!

Dietz Proepper on :

Ebenfalls herzliches Beileid. Ich habe meinen Tiger vor einem guten halben Jahr beerdigt. Und weiß leider inzwischen daß er noch leben würde wenn die behandelnden Ärzte weniger auf ihren Kommerz als auf das Tier geachtet hätten.

Um es mit Herrn Torvalds zu sagen - he was a good cat, and I'm surprised at how sad this post made me.

Marietta on :

Ich kann das echt nachvollziehen. Ich hab auch schon zwei geliebte Katzen verloren. Bei meinem Kater Charlie (ich war damals 14) hab ich damals wochenlang mit seinem Foto im Bett abends geheult. Ich wollte das einfach nicht verstehen. Mein jetziger Kater Bruno ist zwar manchmal ein richtiger Frechdachs, aber missen möcht ich ihn auch nicht mehr...Mein Beileid!

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