Warum ist's heute in der Bahn so voll?
Da mein Fahrer diese Woche urlaubt, musste ich heute sehen, wie ich selbst ins Büro komme. Sandra hat mir ihr Auto aufgedrängt, abre ich wollte ihr das Auto nicht für zwei Tage klauen und habe mich in den ÖPNV gesetzt. Reisenotizen einer erstaunlich verpatzten Fahrt am Mitteltag einer Brückenwoche, wo es eigentlich völlig entspannt hätte sein sollen.
Seit ich das letzte Mal gefahren bin, wurde die RB von Ladenburg nach Heidelberg um vier Minuten vorverlegt, was den vormals komfortablen und auch busverspätungskompatiblen Anschluß in Ladenburg laut DB Navigator auf knappe drei Minuten reduziert. Später lerne ich, dass die drei Minuten Fußweg zum Bahnhof vom Navigator stillschweigend auf die Busfahrtzeit aufgeschlagen werden, so dass doch bequem Zeit zum Fahrkartenkauf gewesen wäre. Dies nicht wissend, ziehe ich mir also vor Einstieg in den Bus ein Handyticket bis Heidelberg-Kirchheim/Rohrbach, da sich die nächste Möglichkeit zum Fahrkartenkauf erst in Pfaffengrund/Wieblingen ergeben wird und wenn ich schon bis Heidelberg bezahle, ich auch die Fahrt durch Heidelberg durch noch zum Verbundtarif erledigen kann. Nachher durchgerechnet ist der Wechsel vom Verbund zum DB-Tarif für BC25-Träger in Kirchheim/Rohrbach sogar 15 Cent günstiger als schon in Friedrichsfeld zur DB zu wechseln.
Der Bus kommt pünktlich. Als ich - nach dem Kauf der Fahrkarte ab Kirchheim/Rohrbach - auf den Bahnsteig hoch komme, ist die Zugspitze schon am Bahnsteig. DB Historic fährt heute typenrein, nur der Wittenberger Steuerwagen hinter der führenden Bügelfalten-110 und die am Zugschluß kalt mitlaufende 111 stören das Bild. Die Fuhre ist erheblich voller als ich sie in Erinnerung habe; ich laufe durch zwei Wagen durch, bis ich einen Platz ohne Nachbarn finde.
Ab Pfaffengrund/Wieblingen benutze ich die S3, die in Heidelberg getrennt wird. Laut Beschilderung am Zug und am Bahnsteig fährt der vordere Zugteil nach Karlsruhe und der hintere nach Osterburken, was den Automaten-Ingo aber nicht davon abhält, zu verkünden, es wäre andersrum. Ich atme erst wieder durch, als die Anzeigen im Fahrzeug nach der Türfreigabe in Heidelberg Hbf "S3 Karlsruhe Hbf" anzeigen und der Tf nach der Trennung der beiden Zugteile durchsagt, er führe nach Karlsruhe.
Auch diese Fuhre ist deutlich voller als ich es in der Erinnerung habe. Normalerweise ist die Fahrt wenigstens zwischen Wiesloch-Walldorf und Bruchsal entspannt; heute jedoch sind die ganze Fahrt über Stehplätze notwendig und ich traue mich nicht, mein Notebook auszupacken. Tweetdeck auf dem Galaxy Tab spinnt rum, so dass es sich nichtmal twittert.
In Karlsruhe-Durlach stemple ich meine KVV-Fahrkarte und finde danach keinen Sitzplatz mehr. Das Aussteigen in Karlsruhe Hbf dauert an meiner Tür betont lange. Kurz bevor ich "dran" bin, sehe ich auch den Grund: Ein herrenloser Trolley-Schrankkoffer mit DB-Logo blockiert die halbe Tür, und der dazugehörige Fahrgast hatte sich bequem in einiger Entfernung hingesetzt und war noch hinter mir. Ich schlucke einen bissigen Kommentar herunter und mache mich auf den Weg zur Straßenbahn...
... die nicht fährt. Unfall am Albtalbahnhof. Auch die Busse fahren nicht. Ich knirsche mit den Zähnen und mache mich zu Fuß auf den Weg. Am Albtalbahnhof steht ein Bulacher-Loch-Flachbus mitten auf der Kreuzung, alle Relationen des dort verbauten Gleisdreiecks blockierend, mit leicht verbeulter rechter vorderer Ecke. Ein Unfallgegner ist nicht zu sehen; die Polizei kommt gerade in Form eines einsamen Krad-Polizisten dazu. Nach einem Frühsportmarsch erreiche ich das Office.
Wäre ich auf Sandras Angebot eingegangen, hätte ich mindestens 8 km auf der A5 im Stau gestanden oder hätte mal wieder über die Landstraße gurken müssen.
Comments
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kju on :
Acht Kilometer im Stau klingt nicht nur entspannter sondern auch zeitlich kürzer als die von Dir geschildeter Odysee. Im Pott stehe ich alle Nase lang mal im Stau, und trotzdem wäre ich nachweislich mit dem ÖPNV praktisch immer trotzdem wesentlich länger unterwegs.