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Elektrik, Leitungen, Kabelschächte

Robert fragt in einem Kommentar zu Bauen, aber wie:

Wie sieht es denn in einem Fertighaus mit der Möglichkeit aus, Kabelschächte mit einzuplanen? Bei einem Steinhaus kann man ja vor dem Verputzen großzügig Schlitze einsetzen. Bei den Fertighäusern aus den 70ern, die ich noch genauer kenne, sind Schlitze mangels Wanddicke keine Option.

Das Thema ist mir als Geek wichtig genug, als dass es einen eigenen Artikel wert ist.

In einem modernen Haus sind Elektroleitungen das Nonplusultra. Man möchte eigentlich einen Hausbus, der mit aktuellem Stand der Technik üblicherweise zentral implementiert wird. Also braucht es von jeder Brennstelle und jeder Steckdose eine eigene Leitung in die Unterverteilung. Dann braucht man als Kommunikationsgeek mehrere Netzwerkanschlußdosen pro Raum; dafür kann die klassische Telefonsteckdose entfallen (wird durch eine Netzwerkdose ersetzt). Und im Zeitalter von Festplattenreceivern reicht eine einzige Antennenleitung pro Raum auch nicht. Dann möchte man vielleicht irgendwann eine Sauna unterm Dach (braucht 3x400V) oder eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach (braucht dickes Kupfer).

Und: Anschlußdosen sind immer da, wo man sie nicht braucht, selbst wenn man das Haus selbst geplant hat. Schließlich sehen die Möbel im realen Haus immer anders aus als auf dem Grundriß oder im 3D-Planer. Oder man kauft andere Möbel, die an anderer Stelle viel besser passen. Selbst in unserem gemieteten Wohnzimmer haben wir inzwischen den dritten Standplatz fürs Sofa mit entsprechender Auswirkung auf den Bedarf an Strom- und Netzwerksteckdosen.

Aber nun zur eigentlichen Frage. Du musst hier unterscheiden zwischen dem, was direkt zum Bau des Hauses eingeplant ist und dem, was Du nach dem Bau nachrüsten möchtest. Die größere Flexibilität hast Du natürlich da, was Du planst, bevor in der Fertigungshalle die Holzständer mit Irgendwasfaserplatte beplankt werden. Da werden dann in aller Regel Zugdrähte in den Wänden versenkt, und nach dem Aufstellen des Hauses, aber vor dem Schließen der Decken, die Leitungen eingezogen. Dasselbe gilt sinngemäß für dickere Kabelschächte wie z.B. der Zuführung zum Netzwerkschrank.

Dabei hast Du nahezu alle Freiheiten, wobei es hier bei gewissen Bauweisen vorteilhaft ist, sich an gewisse "Regeln" zu halten. So haben beispielsweise die Holztafelmodule eines uns inzwischen ganz gut bekannten Herstellers bereits ab Werk vorgesehene Kabelkanäle, die man nach dem Aufstellen des Hauses einfachmit dem Dosensenker anbohrt und fertig ist der Zugang zum Kabelschacht. In diesem Werbefilm eines mit Holztafeln arbeitenden Fertighausanbieters sieht man das wenigstens ein wenig. Es ist offensichtlich, dass man es hier einfacher hat, wenn man die Steckdosen so plant, dass sie direkt auf einem Kabelkanal sitzen. Sich nicht an das Raster zu halten, erhöht Preis und Aufwand.

Nachträglich ist auch kein Thema. Die tragenden Elemente des Hauses sind die Holzständer (das ist auch bei Holztafelbauweise so), und wenn Du schlitzt, bleibst Du üblicherweise in der Beplankung der Wand. Und wenn Du das Großverkabelungsprojekt vor hast, nimmst Du einfach die Irgendwasfaserplatten weg und legst die Kabel oder Rohre in die offene Wand. Beim Durchfahren von Geschoßdecken mit Elektrokabeln hast Du denselben "Spaß" wie beim Steinhaus.

Die Innenwände der meisten Fertighäuser haben eine Dicke in der Größenordnung von 15 cm, während das gemauerte Haus, in dem ich derzeit lebe, bei nicht tragenden Innenwänden nur 8 cm Wanddicke hat. Da bin ich schon mehr als einmal unbeabsichtigt mit dem Bohrhammer auf der anderen Seite wieder herausgekommen. Die Außenwände sind natürlich nochmal dicker; hier findest Du üblicherweise eine "normale", schon ganz ordentlich gedämmte Wand mit einer nochmal zusätzlich aufgebrachten Isolierschicht unter dem Außenputz.

Nichtdestrototz wird man bei größerem Schachtbedarf vermutlich eher mehrere "flache" Kabelkanäle nebeneinander in die Wand einbauen als einen dicken, um sich die Isolationseigenschaften der Wand nicht zu versauen, und dies bevorzugt in Innenwänden tun. Ein Kabelschacht besteht eben größtenteils aus Luft oder aus (gut leitendem) Kupfer, so dass jeder Schacht die Isolation der Wand reduziert.

Zusammenfassung: Wer rechtzeitig und sauber plant, wo Leitungen in sollen, und im Zweifel lieber mehr als weniger in die Wand steckt, kommt auch mit einem Fertighaus klar. Der Spaß beim Nachrüsten von Leitungen ist in ähnlicher Größenordnung wie beim Steinhaus, nur anders.

Noch Fragen?

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Comments

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Anonymous on :

Warum sollte man im Zeitalter von *overIP noch Antennenkabel legen? Dort wo das HF Fernsehsignal ins Gebaeude eintritt einen ip tuner aufgestellt und cat6 kabel hingelegt. Dann kann man in allen Räumen in denen es IP gibt (über welchen Transport auch immer) auf tv zugreifen.

Marc 'Zugschlus' Haber on :

Das ist mir dann doch noch ein wenig zu heiß und heikel. Antennenkabel kommen rein, auch wenn sie nur für fünf Jahre genutzt werden. Ob man sich das in den Kinderzimmern auch antut, ist sicher eine Frage - denn bis Nachwuchs im fernsehfähigen Alter ist, sind Antennenkabel sicher Makulatur.

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