ÖBB Nightjet
Nach einem größeren Softwareupdate und der Umstellung auf Markdown-Formatierung ist mir beim Schmökern mein Blogartikel von meiner ersten Schlafwagenreise nach der Jahrtausendwende aufgefallen. Dabei kommt die CityNightLine so gar nicht gut weg und ich fühle eine Richtigstellung angesagt.
Ich bin seitdem etliche Male mit der CityNightLine gefahren, allerdings immer im Einzelabteil (Economy Single kostet etwa 100 Euro Aufpreis gegenüber der normalen Fahrkarte, was für BC25-Fahrgäste dadurch relativiert wird, dass für die Nachtzüge immer sehr günstige Sparpreise verfügbar sind). Dabei sind mir die Hasenställe in den Doppelstockschlafwagen über die Jahre hinweg geradezu ans Herz gewachsen. So war ich zunächst gar nicht begeistert darüber, dass bei meiner Abschiedsfahrt am letzten Verkehrstag des CNL-Zugs von Kopenhagen nach Zürich der erwartete Dosto schon durch einen einstöckigen Schlafwagen der Comfortline ersetzt war.
Schlafwagen ist für mich eine der schönsten Arten zu reisen. Ich liebe es, bei ausgeschaltetem Abteillicht die dunkle Welt draußen vorbeiziehen zu sehen und schlafe wie ein Baby. Am Zielort bin ich frisch und ausgeschlafen, habe gefrühstückt und bin zufrieden.
Ich benutze den Nachtzug mehr oder weniger regelmäßig für die eintägigen Besuche bei meiner Mutter in Hamburg, so dass ich keine Hotelübernachtung investieren muss. Als der Kopenhagener CNL noch fuhr, bin ich morgens mit einem Früh-ICE nach Hamburg gefahren, habe den Tag bei meiner Mutter verbracht und bin dann gegen 22:00 Uhr nach einem vollständig verfügbaren Abend mit gemütlichem Abendessen mit dem Regionalverkehr meinem Nachtzug nach Neumünster entgegengefahren. Kurz nach halb Zwölf Abfahrt in Neumünster; Hamburg ab 00.30 Uhr, Karlsruhe an um kurz nach sieben, das ist eine fast vollständige Nacht.
Nach der Einstellung des Kopenhagener Zugs blieb nur noch die in Hamburg beginnende und endende Verbindung. Die ist leider in Richtung Süden unbrauchbar, weil sie Hamburg schon gegen 20.00 Uhr verlässt; das ist nicht einmal eine Stunde nach der letzten akzeptablen ICE-Verbindung und Ankunft des Nachtzugs war gegen halb fünf in Mannheim und eine halbe Stunde später in Karlsruhe. Alles in allem viel zu früh, nur für die Fahrt in die Schweiz OK.
Die Verbindung in die andere Richtung war besser: 23:30 in Karlsruhe, 08:50 in Hamburg, perfekt. Im Fahrplan 2016 hatte man den Kurswagenwechsel von Mannheim nach Frankfurt verlegt; die Abfahrt um halb zwei Uhr Nachts in Karlsruhe war grenzwertig für eine vernünftige vollständige Nacht. Wegen schlecht passender Anschlüsse zum Entgegenfahren hatte man die Wahl zwischen anderthalb Stunden in Karlsruhe oder knapp einer Stunde in Freiburg. Ich bin dem Zug ein-, zweimal bis Freiburg entgegengefahren, aber die Erlösung war das nie.
Dann hat die DB angekündigt, den Nachtzugverkehr völlig einzustellen und ist damit weitgehend auf Unverständnis gestoßen. Aber was will man machen.
Die ÖBB haben sich dann dazu entschlossen, einige Nachtzugverbindungen in Deutschland auf eigene Rechnung unter dem Markennamen "ÖBB Nightjet" übernehmen zu wollen, haben dazu Wagenmaterial und mindestens Teile des Personals übernommen und wider Erwarten gehört die Verbindung Schweiz - Hamburg zu den übernommenen Verbindungen. Das Rangieren der Kurswagen in der Nacht entfällt, der Zug nimmt jetzt auch in Heidelberg und Mannheim Fahrgäste auf, fährt nicht nach Frankfurt Hbf rein (Halt statt dessen in Frankfurt Süd) und macht auf der Fahrt nach Hamburg einen Schlenker über Berlin. Hauptgewinn.
Interessanterweise kann man den ÖBB Nightjet wider Erwarten bei der DB buchen, und bei der DB ist die Fahrt in aller Regel sogar günstiger als wenn man das Buchungssystem der ÖBB benutzt.
Ich bin die Verbindung jetzt schon zweimal gefahren: Kurz nach elf in St. Ilgen weg, ÖBB Nightjet um 23:34 ab Heidelberg, kurz nach halb neun in Hamburg-Dammtor. Traumhaft. Wagenmaterial sind teilweise die "alten" Doppelstockschlafwagen, teilweise aber auch von der DB übernommene Comfortline-Einstöcker. Die haben beide ihre Vor- und Nachteile, aber ich reise gerne damit, egal was für ein Wagen zum Einsatz kommt.
Leider ist die Rückfahrt nach wie vor viel zu früh, so dass der Rückweg aus Hamburg normalerweise mit dem letzten ICE stattfindet.
Ich wünsche den Österreichischen Bundesbahnen viel Erfolg mit den innerdeutschen Nachtverbindungen. Ich fahre gerne damit, es ist schönes Reisen und ich möchte meine verbliebenen Leser gerne auffordern, es mir nachzutun. Deutschland ist ein Markt für Nachtzüge, helft sie erhalten.
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